Wer bin ich? Diese Frage habe ich mich in den letzten Wochen öfters gestellt. Noch vor wenigen Tagen hätte ich mich vorgestellt als „Lisa, XY Jahre und Texterin im Bereich Ernährung und Gesundheit“. Aber bin ich das wirklich? Abgesehen vom Namen und meinem Alter habe ich mich lediglich über meinen aktuellen Beruf definiert. „Ich bin Texterin, kläre Menschen über eine gesunde Ernährung und Lebensweise auf“. Dabei bin ich doch so viel mehr: Ich bin ein Sportsenthusiast, Trainerin, Biophysikerin, eine Freundin, eine Schwester, eine Tochter, eine Mentorin, eine Zuhörerin, eine Bloggerin, eine Abenteuerin und Weltenbummlerin, eine kreative, lernwillige und lebensfrohe Person. Ich habe so viele Facetten und verschiedene Persönlichkeiten – weit mehr als mich der Beruf als Content Creator und Texter je beschreiben könnte. Alle diese Facetten machen mich zu der Person, die ich eigentlich bin – und all diese untergrabe ich, wenn ich mich nur mit meinem aktuellen Beruf vorstelle.
Und man hört und sieht es überall, dass sich viele Menschen als Krankenschwester, Pilot, CEO, Student oder Handwerker vorstellen. Dabei ist ein Beruf oder Job häufig temporär. In den seltensten Fällen üben Menschen ihren Beruf ein Leben lang aus. Und was passiert, falls sie diesen einen Job verlieren, sie kündigen oder in Ruhestand gehen?
Wer sich lediglich über seinen Job definiert, fällt oft in eine Existenzkrise, wenn er diesen verliert
Verliert man seinen Job und das, worüber man sich definiert hat, fällt man oft in eine kleinere oder größere Existenzkrise: Was soll ich nun tun? Wo kann ich nun arbeiten? Ich kann doch gar nichts anderes als Flugzeuge fliegen?! Man fühlt sich als Versager, denn man übt nicht mehr das aus, was man ist. Ein Stück unserer Existenz wurde uns genommen.
Doch ich kann dir sagen: Du bist nicht dein Beruf! Du hast lediglich deine (primäre) Einkommensquelle verloren – sonst nichts. Du kannst jederzeit eine andere Aktivität suchen, mit welcher du deinen Lebensunterhalt verdienen kannst. Dies heißt aber noch lange nicht, dass du nun weniger wert bist oder im Leben versagt hast. Du bist dieselbe Person wie vorher auch – nur eben mit der Chance, einen neuen, besseren, spaßigeren Job zu finden.
Was du beruflich ausübst, sagt auch wenig über dich als Person aus. Schließlich kann es sein, dass du in einem Job gefangen bist, der überhaupt nicht zu dir passt und dir wirklich gar keinen Spaß macht.
Erlaube Dir, Du zu sein
Du bist eine Person mit vielen Talenten und Stärken. Vielleicht magst du die letzten Jahre durch deinen Job nur eines oder wenige davon gefördert haben – doch das heißt nicht, dass du lediglich diese besitzt. Werde dir bewusst, wer du wirklich bist, was dich ausmacht und glücklich macht, welche Person du in verschiedenen Situationen bist und was dein Umfeld an dir schätzt. Dies kann dir helfen, dich als die Person kennenzulernen, die du wirklich bist.
Denn mal ehrlich: BWLer gibt es viele, Krankenschwestern gibt es viele, Ingenieure gibt es viele – aber du bist eben nicht einer oder eine von vielen. Deine verschiedenen Charakterzüge, Interessen und Erfahrungen machen dich einzigartig – und darin liegt deine Superkraft!
All deine Talente und Interessen machen dich zu der einzigartigen Person, die du bist
Wenn du all diese kombinierst und dir erlaubst, diese ausleben, wird sich das Leben für dich einfacher und spaßiger anfühlen, weil du dich nicht mehr einschränkst. Du hast weniger Angst, deinen Job zu verlieren, denn du weißt, es gibt viele andere Wege, Geld zu verdienen und es wird dir nicht ein Teil deiner Persönlichkeit genommen. Und viel mehr: Wer sich selbst besser kennenlernt, weiß, was er im Leben wirklich will – und kann nun daran arbeiten, einen Job zu finden, der einem die so oft ersehnte Erfüllung bringt.
Ich weiß, dass viele bezweifeln, dass man mit seiner Berufung wirklich Geld verdienen, geschweige denn seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Die wenigen Ausnahmen bestätigen die Regel. Der Unterschied zwischen Menschen, die sich auf ihrer Arbeit erfüllt fühlen oder eben nicht, liegt einzig und allein darin, dass sie ein Leben nach ihren inneren Wünschen und Talenten führen – ohne Kompromisse. Sie glauben an sich als Person und dass sie und ihre Talente genug sind. Wenn auch du bereit bist, deinen Interessen zu folgen, werden sich dir ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
Deine Interessen sind dein Weg in deine berufliche Erfüllung
Meine zahlreichen unterschiedlichen Facetten und Interessen, die ich in mir trage, habe ich oft als Nachteil und Unentschlossenheit gesehen. Ich musste mich immer in einem neuen Bereich weiterbilden und ganze Bücher verschlingen. Sobald ich einiges gelernt hatte, habe ich mich dem nächsten Thema, das mich interessiert, gewidmet. „Du musst doch mal bei einem bleiben“, habe ich mir und auch andere mir häufiger mal gesagt. Aber muss ich das? Als ich erkannt habe, dass es für mich nicht den einen Traumjob gibt, wo ich alle meine Interessen kombinieren kann, und mich somit wahrscheinlich alle Jobs nach einer gewissen Zeit langweilen würden, habe ich mich entschlossen, meine Persönlichkeit nun endlich als meine Einzigartigkeit, meine Stärke und Superkraft anzusehen und mir meinen beruflichen Traumjob selbst zu kreieren.
Meine Interessen und Stärken sind nun mein Kompass und sie haben mich auf meinen erfüllenden beruflichen Pfad gelenkt. Ich habe mir nicht erlaubt, meine Persönlichkeit auf meinen aktuellen Job zu beschränken, sondern habe mir die Frage gestellt, wie ich alle meine Interessen in eine Profession umwandeln kann. Nun kann ich voller Vorfreude und Mut, eine etwas andere Richtung einschlagen, die mir nochmal mehr Freude bereitet.
Wer nicht fragt, für den ist die Antwort immer Nein.
Daher lautet mein Appell an Dich: Finde heraus, wer du wirklich bist!
Werde dir bewusst, welche Talente, Stärken und Persönlichkeiten in dir schlummern, was dich als Person ausmacht und was dich glücklich macht. Denn du bist so viel mehr als du glaubst. Entdecke dich als Person neu und hinterfrage vielleicht auch einmal, ob der eingeschlagene Berufsweg, alle deine Talente und Stärken so fördert, wie du es gerne hättest.
Und wenn dich das nächste Mal jemand fragt, ob du dich vorstellen kannst, kannst du ihm eine ausführlichere und persönlichere Antwort geben, die ihm ein treffenderes Bild von dir liefert. So wirst du sicher in ein paar neugierig gewordene Augen schauen und wer weiß: Vielleicht lernst du so dein Gegenüber auch von einer ganz neuen, unerwarteten Seite kennen.
Love & happy exploring,